66-Seenweg Etappe 12 – Von Fürstenwalde nach Kolpin

Start unserer Etappe war der Bahnhof in Fürstenwalde. Es sollte bis Bad Saarow gehen. Ein Blick auf den Streckenverlauf zeigte: 2 bis 3 km durch die Stadt, dann ca. 2 km entlang einer Landstraße parallel zur Autobahn und ohne Pfad, Bürgersteig oder Radweg daneben. Das schenkten wir uns dann doch und stiegen in den Bus der Linie 435 und fuhren nach Rauen. Unser Ziel wurde verschoben. Es sollte nach Kolpin gehen, 8 km hinter Bad Saarow, die nächste lange Etappe wird damit ein wenig kürzer.

Die alte Festungskirche in Rauen

Die Wehrkirche, wahrscheinlich im 13. oder 14. Jahrhundert erbaut, und die Bauerngehöfte um den Anger bestimmten bis zum 18. Jahrhundert das Dorfbild. Die Kirche diente der Gemeinde durch ihre massive Bauweise (Wanddicke bis zu 1,10 m) auch als Zufluchtsort und Verteidigungsbastion.

Erinnerung an die Bergbautradition (Foto: https://www.amt-spreenhagen.de/)

Von 1827 bis 1829 wurden in Rauen Braunkohlefelder entdeckt. Der Abbau seit 1842 und die Ansiedlung von Bergleuten aus dem Harz bestimmten wesentlich die weitere Entwicklung Rauens. Auf Grund billiger Eisenbahntarife und günstiger Steinkohlepreise wurden die Kohlegruben 1905 stillgelegt. Mehr dazu hier

Von der Wehrkirche führt uns der Weg in die Rauener Berge, auf deren Höhen die Markgrafensteine liegen, es sind die größten jemals in Brandenburg entdeckten Findlinge. Die beiden Findlinge tragen die Namen Großer und Kleiner Markgrafenstein.

Hoch auf die Rauener Berge

Ein mäßig steiler Weg führt vorbei am Steinernen Tisch …

Der Steinerne Tisch

… zu den Markgrafensteinen. Dazu mehr hier.

Großer Markgrafenstein

Najaa- „mäßig“ ist doch etwas untertrieben. Es geht doch – zumindest anfänglich – ziemlich steil bergauf, mit und ohne Treppenstufen. Zum Glück aber nur auf ca 150 m, bis zum Aussichtsturm.

Bevor der Aussichtsturm erreicht ist, gibt es einen sehr schönen Rastplatz mit Schutzhütte und großzügig verteilten Bänken. Wir rasten mit etwas Abstand zu einer Kindergruppe, die ihren Wandertag dort sichtlich (und hörbar) genießt. Schön zu beobachten, wie die Kinder den umgebenden Wald (und die beiden dicken Steine) erobern und sich ohne unnötige Einmischung der entspannten Lehrerinnen austoben können. Die Verbindung von Wald und Bewegung ist doch immer noch einfach unschlagbar!

Rasten an den Markgrafensteinen

Ein paar hundert Meter hinauf (auf 153 m über NN) und wir kommen an ein Stahlskelett, die „neueste Attraktion“ in den Rauener Bergen. Es ist ein 40 m hoher Aussichtsturm, besteigbar gegen 1 EUR. Wir verzichten.

40 m Stahl: Ein Aussichtsturm

Durch Laub- Misch- und Kiefernwälder geht es Richtung Petersdorf und zum Petersdorfer See.

Auf dem Weg nach Petersdorf

Petersdorfer See

Hinter Petersdorf ändert sich der Charakter des Waldes. Kiefern bestimmen das Bild. Jedenfalls fast …

Einsame Birke

In den Randlagen von Bad Saarow öffnet sich die Landschaft in weite Moorwiesen, in denen – wie wir einem Hinweis entnehmen – der Torf für die Bad Saarower Moorbäder gestochen wird.

Moorwiesen bei Bad Saarow

Die Wiesenlandschaft geht nahtlos in ein Villenareal über, wo auch das …

Hinweis auf das historische Schmeling-Ondra-Haus in Bad Saarow

…stand.

Auch das Scharwenka Kulturforum findet sich in der Nähe.

Scharwenka Kulturforum
Ein Ort der Kultur, Begegnung und des Austuasches in Bad Saarow.

Scharwenka? Nie gehört! Ludwig Phillipp (1847-1917) war (ua) ein damals bedeutender Komponist besonders kammermusikalischer Werke. Z.B.

Wald-und Berggeister, Op. 37 · Philharmonisches Orchester Altenburg-Gera



Altes Wasserwek

Wir erreichen den Scharmützelsee (Fontane: „Das märkische Meer“) an der Nordspitze beim Kurort Bad Saarow.

Allenthalben gemächlicher Kurbetrieb entlang des Sees und der umliegenden Kurhäuser und Villen. Auch die Enten dösen am Ufer vor sich hin, allerdings nur bis wir auf unsrer Päuschenbank in der Nähe die Brote auspacken. Alle Enten kommen „schleunigst“ dahergewatschelt und betteln zu unsren Füßen um Ergänzung ihrer sonstigen, naturgegebenen Mahlzeiten.

Also ein gaaanz klein bisschen kriegen sie auch ab, wir wollen ja kein Entenbauchweh riskieren, und dick genug sind sie sowieso. Ein futterneidisches Blesshuhn gesellt sich dazu und beeeindruckt besonders durch seine Füße!😉

Blesshuhn

Am Rande von Bad Saarow wurden am Ende des 19. Jahrhunderts große Tongruben ausgehoben. Mittlerweile wurden die Gruben renaturiert und bieten sich als schöne wilde und abenteuerliche Gegend dar. Der 66-Seen-Weg führt auf einem Trampelpfad mitten hindurch.

Wildnis im Tongrubengebiet

Die Natur hat sich hier ihren Raum komplett zurückerobert. Ein Stückchen „Urwald“ am Rande von Bad Saarow. Die Orientierung fällt nicht leicht, die Kennzeichnung fehlt völlig. Wir jedenfalls haben uns verlaufen und sind durch tiefe Täler inmitten großer Mückenschwärme (Antibrumm nicht vergessen!), über schmalste, steile Aufstiege entlang bis zu 30 m tiefer Gruben und Höhenpfade geklettert. Trittsicherheit ist ein Muss!

Endlich wieder auf dem richtigen Weg, können wir uns über mangelnde Kennzeichnung nicht beklagen. Wegkennzeichen, Ortsschild und Straßennamen geben genügend Orientierung.

Straßenname, Ortsname und Wegemarkierung. Orientierung satt!

Überraschung kurz vor dem Campingplatz am Großen Kolpiner See: Steht doch da ‚völlig losgelöst‘ und unbeeindruckt von uns Wanderern dieser wilde Bursche am Wegrand.

Wilder Bursche am Straßenrand

Zum Glück knabbert er gerade hingebungsvoll an den Robinienblättern und so machen wir schnell – und mit respektvollem Abstand – ein Foto von ihm, bevor wir uns weiterwandernd zurückziehen. 😁

Am Kolpinsee

Hätte ich doch gerne meinen Badeanzug dabei gehabt! Das Wetter war herrlich (26 Grad) und die Wassertemperatur sehr einladend. Der See ist maximal 4 m tief, und ein klein bisschen neidisch beobachte ich die kleinen und großen Badenden an den vielen,
lauschigen Badestellen. Nächstes Mal!

Am Kolpinsee

Unser Resümeé

18 km über eine der schöneren Strecken bis jetzt – heute sogar mit Seen!😁 Wer nicht trittfest und bei guter Kondition ist sollte die Tongruben umgehen. Die Strecke ist nicht ohne! Immerhin 180 Höhenmeter lassen sich in Brandenburg nicht auf vielen Touren erwandern!

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