1 und 2: Hels Pfuhl und Krummer Pfuhl

Das Wetter ist trüb und unwirtlich nass als wir uns zu unserem ersten Ziel zur Erkundung der Berliner Pfuhle aufmachen. Es geht zunächst zum Hels Pfuhl (oder auch Blanke Helle) inmitten des Alboin-Platzes an der Grenze zwischen Tempelhof und Schöneberg. Der Gartenarchitekt Erwin Barth (1880-1933) legte diese Grünanlage 1912/1932 an. Seit 1931 hat der Alboinplatz seinen Namen. Namensgeber des Platzes ist Alboin (vor 526 bis 572/573), König der Langobarden und Gründer des langobardischen Reichs in Oberitalien.

Schattenriss des Langobarden-Königs Alboin am Turm des Alboinkontor

Die Silhouette Alboins kann man übrigens am denkmalgeschützten Alboinkontor, der ehemaligen Schwarzkopf-Fabrik bewundern. Mit einem Speer in der Hand reitet Alboin dort auf einem schwarzen Pferd in die nächste Schlacht.

Der Hels Pfuhl am Alboin-Platz

Der Große Berliner Ochse am Alboin-Platz

Der Name „Hels Pfuhl“ geht zurück auf Hel, welcher in der germanischen Mythologie sowohl die Unterwelt (Hel, Helle, Hölle) als auch ihre Herrscherin, die Totengöttin Hel, bezeichnet. Eine alte Sage um Hels Pfuhl nimmt diese Mythologie auf und macht zudem verständlich, warum der Bildhauer Paul Mersmann die Gestalt eines Stiers (Auerochsen) für seine Skulptur wählte.

Der Große Berliner Ochse am Alboin-Platz

Die Hels Pfuhl Sage

„In grauer Vorzeit“ lag der Pfuhl noch mitten im Wald und ein Opferstein kennzeichnete dort die Sphäre der heidnischen Göttin Hel. Zu dieser Zeit lebte ein alter Priester am Ufer, der zwei Stiere aus den Tiefen des Sees herauswinken konnte, die, vor einen Pflug gespannt, äußerst fruchtbare Furchen zogen. Abends wurden sie wieder in die Versenkung geschickt, der Priester aber feierte Erntedank am Opferstein – für Hel.

Irgendwann kam ein christlicher Mönch dazu, dem der Auftrag zur Pflege der Opferstätte erteilt wurde- was dieser aber verweigerte. Der Priester starb, der Mönch drohte zu verhungern und betete zu Gott „um ein gnädiges Ende“. Da sprangen die beiden Stiere wieder aus dem Wasser und pflügten rund um den See. Als sie fertig waren wurde der Pfuhl zum alles verschlingenden Strudel: Mönch, Stiere und Opferstein wurden hinab in den See gezogen- Hel war sauer und ist es der Sage nach noch bis heute: angeblich ertrinken immer wieder Menschen aus Schöneberg und Tempelhof in der „Blanke Hölle“.

Das Monumentalwerk wurde oft der NS-Ideologie zugeordnet. Diese Zuordnung ist aus drei Gründen falsch. Erstens zeigt die Anlehnung an die Sage, dass für Mersmann mythologisch-theologische Aspekte im Vordergrund standen. Zweitens lehnten die Behörden die offizielle Abnahme des Werkes ab, da es nicht ihren Vorstellungen entsprach und forderten 1936 (nach anderen Angaben 1938) den Abriss der Skulptur. Drittens teilte Paul Mersmanns Sohn mit, dass sich laut Aussage seines Vaters im Innern des Stiers eine Kartusche mit einem Aufruf gegen Hitler mit Unterschriften verschiedener Künstler und Bildhauer befände.Wikipedia

Ganz in der Nähe des Hels Pfuhl liegt unser nächstes Ziel: Der Krumme Pfuhl. Der schilfbestandene Krumme Pfuhl befindet sich auf dem Gelände des II. Städtischen Friedhofs Eythstraße in einer Senke zwischen der Kapelle und der Gärtnerei.

Der Krumme Pfuhl ist Bestandteil einer glazialen Rinne mit mehreren Pfuhlen und Toteislöchern wie dem Naturdenkmal Hels Pfuhl (Blanke Helle) im angrenzenden Alboinplatz.

Krummer Pfuhl auf dem Friedhof Eythstraße

Krummer Pfuhl auf dem Friedhof Eythstraße

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