Es geht los: Vom Feriendorf nach Manderscheid
Der erste Tag ist der Tag der wunderbaren Gerüche.
Der Regen hat die Natur geweckt und sauber gewaschen und die recht schwüle Luft sorgt ihrerseits für üppiges und wildes Treiben der Gräser, Blumen, Bäume, Pilze- und, und, und.
Immer wieder duftet es grün oder süß, erdig oder holzig und auch mal morchelig.
Besonders die süßen Blumendüfte haben es uns angetan, und auch wenn wir nicht gleich herausfinden, welche Pflanze uns da derart olfaktorisch beglückt, so ist unser Gefühl hier auf bestem Weg zu sein übereinstimmend froh.

Es geht los

Am Holzmaar bei Gillenfeld

Die Lieser

Die Lieser an der Urpferdchen-Brücke vor Manderscheid

Die Manderscheider Oberburg
Zweiter Tag: Regenetappe von Manderscheid nach Meisburg
Die heutige Etappe sollte nur gut 15 km lang werden. Letztendlich waren es 22 mit 581 Höhenmetern, von denen wir allerdings nur 18 km wanderten, bis wir völlig durchnässt an der Binsenmühle – ein paar Kilometer vor Meisburg – strandeten. Moni erzählt unten noch einiges über diese denkwürdige Wanderung.

Die kleine Kyll zwischen Manderscheid und dem Mosenberg

Blick ins Johannistal vor dem Mosenberg

Die kleine Quelle im Johannistal versorgte früher Manderscheid mit Wasser

Moni auf dem Gipfel des Mosenberg 517 m über NN

Der Windsborner Kratersee auf dem Mosenberg

Abschluss heute beim ‚Langen Heimann‘ in Meisburg
Regen und noch mehr Regen. Und was zuviel is ist zuviel – zumindest für uns zwei Wandersleut.
Habe das Gefühl, daß auf Jeden!! von uns heute ca. 1 Million (natürlich KEINE Trierer Übertreibung) Liter Wasser runter kamen.
Und irgendwann is dann aber auch alles nass und klamm. Auch die Wanderschuhe hats erwischt – aber „Den langen Heiman“ hat extra für uns Feuer gemacht und jetzt können sie bis morgen trocknen.
Geht doch nix über einen zuvorkommenden Zimmerwirt.
Dritter Tag: Land unter zwischen Meisburg und Kyllburg
Es kann nur besser werden. Gestern schon kräftig nass geworden, überlegten wir hin und her, ob wir überhaupt losgehen oder uns einen ‚Lift‘ besorgen sollen. Der Wetterbericht prognostizierte stärkere Regenfälle erst ab ca. 14 Uhr, da sollten die 15 km von Meisburg über Seinsfeld nach Kyllburg doch machbar sein. Dachten wir.
Entweder hat der Wetterdienst eine andere Zeitrechnung oder er meinte eine andere Gegend. Jedenfalls setzte ab 10 Uhr Starkregen ein – im Wetterbericht als leichter bis mäßiger Regen bezeichnet. Weit und breit keine Schutzhütte oder eine sonstige Unterstellmöglichkeit. Also Augen auf und durch. Bis Seinsfeld kamen wir in rekordverdächtiger Zeit für die 10 km.
Wie es weiterging, schreibt Moni weiter unten.

Unklar, ob es diesen Bach auch bei anderer Wetterlage gibt

Der Wald erschien uns bei Regen und Nebel fast geisterhaft

Der Eisenbahntunnel in Kyllburg. Vom Hoteleingang aufgenommen. Fotografieren ohne Überdachung ist seit ca. 10 Uhr nicht mehr möglich gewesen
Seinsfeld- unter Wasser.
Wir retten uns in die Kirche und tropfen da, auf einer Kirchenbank sitzend, gemeinsam vor uns hin. Schon wieder bis auf die Haut durchnässt sehen wir keine andere Möglichkeit, als mehr trotzig, als tapfer weiter zu gehen und auch noch unsre Knochen zu wässern.
Aber wenn die Not am Größten:
Eine freundliche Eifelerin wartet an der nächsten Ecke im Auto auf ihre Kinder, die in einigen Minuten mit dem Kindergartenbus gebracht werden sollen. Und so ist es. Die Kinder steigen aus und gemeinsam wird der Busfahrer erweicht eine Zusatztour einzulegen. Wir dürfen einsteigen und los gehts. Ein paar Kids werden noch im nächsten Dorf raus gelassen und weiter geht die Fahrt NUR MIT UND FÜR UNS 4km bis Kyllburg!
Dieser unglaublich nette Busfahrer verweigert dann zum Schluss auch noch strikt unsren Danke-Obulus, er bittet stattdessen beim nächsten Bierchen den ersten Schluck auf ihn zu nehmen. Keine Frage: Versprochen!
Es gibt sie also doch noch: Deutsche, die sich nicht ganz so regelkonform, sondern erstmal menschlich zeigen. Hurraaaah!!!
Vierter Tag: Es geht nicht weiter – Brücken über die Kyll unpassierbar
Auf den Ruf „Fährmann hol über“ kommt heute Morgen keine Reaktion. Wie in der gesamten Vulkaneifel herrscht extreme Hochwasserlage. Alle Kyllbrücken gesperrt, also Planänderung. Ein weiterer Tag in Kyllburg.
Aktualisierung später. 😁

Erst mal ein gemütlicher Cafe`und abwarten, was geht…

Bahnstrecke Köln – Trier

Hochwasserfreie Stiftsstraße in Kyllburg

Stiftskirche in Kyllburg
Unsere nächsten Unterkünfte in Wissmansdorf und Mettendorf wurden wg. Hochwasser abgesagt. Nun heißt das nächste Ziel Holsthum. Das ist von hier nicht in einem Tag wanderbar. Neuer Plan: Für morgen Taxi bis Bitburg besorgt und dann die 22 km von Bitburg nach Holsthum gewandert.
Fünfter Tag: Von Bitburg nach Holsthum
Nach der Zwangspause in Kyllburg und der – dem Hochwasser geschuldeten – Absage unserer zwei nächsten Unterkünfte müssen wir heute nach Holsthum. Für eine Tagesetappe ist die Strecke von 44 km zu lang. Also entscheiden wir uns in Bitburg zu starten. Von dort bis Holsthum ist die Etappe mit 26 km und 610 Höhenmetern immer noch anspruchsvoll, aber machbar.

Mit der Bahn ist aus Kyllburg kein Fortkommen möglich

Blick auf Stahl bei Bitburg

Kontraste

Die Südeifel in sattem Grün

Die Prüm am Tag nach der Verheerung kleinerer Ortschaften im Tal

Kapelle bei Oberweis

Heidelandschaft im Naturpark Südeifel

Spuren von Wildkatzen? im Naturpark Südeifel

Angekommen nach 26 km und 610 Höhenmetern!
Sechster Tag: Überlegen, was noch geht…
Nachdem auch unsere Buchung in Echternach wegen des Hochwassers storniert wurde und in Kordel und auch Ralingen von einem Jahrtausend-Hochwasser gesprochen wird, gehen uns die Etappenziele aus.
Wie also kann es weitergehen? Diese Frage stellt sich uns nun und wir haben derzeit noch keine Antwort. Unsere Planung ist ja sowieso weitgehend Makulatur, sind wir wieder mal außerplanmäßig drei Nächte in Holsthum – genügend Zeit darüber nachzusinnen, welche Möglichkeiten uns außer Abbruch bleiben.
Wir werden sicher eine Alternative finden und arbeiten daran. 🤔
Lest unten, was Moni über unsere Lage und die der Menschen hier an Kyll, Prüm und Sauer schreibt.

Mit dieser Aussicht wohnen wir die kommenden zwei Tage
Liebe Freundinnen und Freunde
Wir möchten uns an dieser Stelle aufs allerherzlichste für Euren Zuspruch und Eure guten Gedanken und Wünsche auf dieser unserer doch unvorhersehbar schwierigen Route bedanken. Wir hatten angesichts der Katastrophe sehr viel Glück und konnten bis heute und können voraussichtlich auch in den nächsten Tagen immer wieder einen sicheren Weg und eine trockene, vom Hochwasser (fast) verschonte Unterkunft finden. Macht Euch bitte keine Sorgen mehr um uns – es geht uns gut, wir lavieren uns mehr oder weniger spontan durch ‚Zeit und Raum‘.
Es ist erschütternd zu sehen wie die Menschen durch die Überflutungen gebeutelt sind und wie viele Existenzen zerstört wurden. Die Nachbarschaftshilfe und natürlich die Feuerwehr bilden aber immer wieder eine starke Kraft um die ärgste Not zu lindern. Hoffentlich geben unsere Politiker wieder nicht nur betroffenes Gelaber von sich, sondern organisieren eine schnelle, effektive Hilfe für alle, die dies brauchen. (Die Hoffnung stirbt zuletzt.)
Wir wünschen allen Menschen hier, die uns trotz der Katastrophe mit solch unglaublicher Freundlichkeit begegnen, genug Kraft und Geld zum Wiederaufbau von Zuversicht und Bleibe.
Vielleicht werden unsere Berichte etwas knapper, machmal fehlen einem hier die Worte – aber wir bleiben in Verbindung.
Siebter Tag: Zwangspause und Neuplanung
Zweiter Tag in Holsthum, ganz in der Nähe der Irreler Stromschnellen, mit etwas Übertreibung auch Irreler Wasserfälle genannt – da wollte ich (Herbert) immer schon mal hin. Und in die Teufelsschlucht, vis-à-vis der Wasserfälle. Ihr seht am oberen Bild, wie es an den Stromschnellen aussieht. Beide Uferwege – die auch weiter zur Teufelsschlucht führen – unterspült und streckenweise abgerutscht. Also unbegehbar und gesperrt. Die Holzbrücke über die Prüm verschwunden.
Also den Tag in Holsthum verbracht, einem sonst idyllischen Ort an der Prüm. Im Oberdorf ist nichts von der Flutkatasrphe zu sehen. Im Unterdorf waren die Folgen der Überschwemmung von weitem sichtbar. Um uns nicht am einsetzenden Katastrophen-Tourismus zu beteiligen, machten wir einen Rundgang durchs Oberdorf, aßen etwas im ‚Restaurant Oberbillig‘ und verzogen uns wieder ins Hotel, wo wir die neue Route von Holsthum über Prümzurlay und Irrel nach Ralingen festlegten, immer einige Höhenmeter über der Sauer.

Blick aus dem Hotelfenster über die Prüm

Holsthum, im Oberdorf

Moni sucht Abkühlung im Brunnen. Bisher kam die immer von oben!
Achter Tag: Unsere Situation normalisiert sich (fast)
Fast normal verlief unser heutiger Wandertag. Bis auf den Zielort:Nicht in Echternach sind wir heute gelandet, sondern schon in Ralingen, wo wir eigentlich erst morgen sein wollten. In Echternach hatte uns das Hotel aus den bekannten Gründen abgesagt. Also zwei Etappen zusammengelegt – Allerdings ohne Teufelsschlucht und Irreler Wasserfälle (gesperrt). So war die Etappe machbar.
Immer noch war die Verwüstung an Brücken und Bauwerken, die die Flut angericht hatte,sichtbar. Die Sauer jedoch floss friedlich in einem breiteren Bett an uns vorbei. In Ralingen und dem gegenüber in Luxenburg liegenden Rosport wirkte alles schon wieder entspannt. Das half auch uns, diesen Wandertag erstmals freudig zu genießen, ohne von einem Katastrophengebiet ins andere zu gelangen.

Wir lassen Holstum hinter uns und erreichen Prümzurlay

Ein Stückweit wanderten wir auf dem Jakobsweg

Ohne Pausen geht es nicht…

Kleiner Mann mit großer Brücke

An der Farbe der Sauer sind die zurückliegenden Tage noch erkennbar

Etwas versponnen die Zwei
Neunter Tag: Schneewittchen hätte ihn verschmäht…
Unsere Planung ist seit der Flutkatastrophe gehörig durcheinander gewirbelt – ein Nichts hinsichtlich der vielen Opfer und der unzähligen Existenzen, die zerstört wurden.
Dennoch beschäftigen wir uns täglich damit, wie es weitergehen kann. Abbrechen wollen wir nicht – obwohl auch diese Option im Raum stand. Für uns heißt das: Improvisieren und von Tag zu Tag denken. Heute verbringen wir den Tag in Ralingen unmittelbar an der luxemburgischen Grenze und schauen uns in Rosport (Luxemburg) um.
Wer sich über den Zwischentitel wundert: Lest weiter unten, was Moni schreibt…

Rettungsmittel im Park von Rosport (Luxemburg) an der Sauer

Blick von Rosport (Luxemburg) auf unser Hotel in Ralingen

Brücke über die Sauer mit der ehemaligen deutschen Zollstation

Moni läßt es sich gutgehen im Tudor-Park in Rosport
In Schloss Tudor in Rosport, der ehemaligen Residenz von Henri Owen Tudor, dem Erfinder der Bleiakkumulatoren, ist heute ein interaktives Museum untergebracht

Holzäpfel bereit für den Viez
Moni meint: Schneewittchen hätte ihn verschmäht
– und hätte sich damit 100 Jahre Schlaf erspart.
Der Holzapfel.
Für mich schon seit Kindertagen die hübscheste Verkörperung der Eifel.
(Diese kleinen ziemlich sauren und etwas holzigen Äpfel gibt es seit der Jungsteinzeit- sagt Wiki- ob die damals damit aber schon Viez gebraut haben ist nicht bekannt.)
Einfach mal probieren: Viez und natürlich den Holzappel.
Zehnter Tag: Entlang des Olkbaches und weiter zur Burg Ramstein
Entlang der wieder friedlich dahinfließenden Sauer wanderten wir heute früh zur Ralinger Mühle und von dort entlang des Olkbaches hinauf nach Olk. Etwas befremdlich wirkt dieser friedliche Anblick auf uns, angesichts der durch die Sauer angerichteten Verwüstung in Ralingen, die wir wenige Minuten zuvor sahen.

Der Olkbach in der Nähe der Ralinger Mühle. Vermutlich immer noch etwas wilder als gewöhnlich.

Der Olkbach fließt über zahlreiche kleine und große Stufen der Sauer entgegen

Der im Naturpark Südeifel verlaufende Bach besticht durch seine Unberührtheit

Eine der vielen Stufen, über die der Bach fällt

Der 2 km lange Aufstieg ist geschafft. Eine Hochebene mit weit offener Landschaft bietet sich uns dar

Eifel pur!!!

Pause im Schatten

Über den Römerpfad ging es hinter Butzweiler zu unserem heutigen Ziel
Wisst Ihr, was die Trierer Porta Nigra, der Kölner Dom und der Berliner Reichstag gemeinsam haben? Die Bausteine stammen aus derselben Gegend bei Butzweiler nahe Trier. „Pützlöcher“ nennt der Volksmund einen römischen Steinbruch, in dem die großen Quader zum Bau der Porta Nigra aus dem Felsen geschlagen wurden. Vorher wurde hier Kupfererz gefördert.

Die ‚Pützlöcher‘ bei Butzweiler

Ein erster Blick auf unser heutiges Ziel: Die Burg Ramstein

Unsere heutge Unterkunft, die wir fast für uns allein haben, da alle Reservierungen für die nächsten Wochen storniert wurden. Kordel, oberhalb dessen die Burg liegt, ist vom Hochwasser schwer getroffen. Ein herber Verlust für die Inhaberin Frau Moll!

Der tolle Blick auf die Burg vom kleinen Balkon unseres Zimmers ist Angesichts der Situation doch getrübt
Elfter Tag: Kordel – Kordel – und wieder Kordel
Von der Burg Ramstein hinunter nach Kordel – wir sind auf einiges gefasst, hatten wir ja schon im Burghotel gehört, wie schwer die Flut auch Kordel getroffen hatte. Der Ort wirkte schon wieder aufgeräumt, die geöffneten Fenster zu leergeräumten Wohnungen in den Erdgeschossen der Häuser zeigen uns, wie sehr die Anwohner gelitten haben.
Vom Oberdorf gehen wir auf den Eifelsteig. Die Etappe von Kordel nach Bruch ist als „Schwer“ gekennzeichnet. Vor allem wegen der Länge. Wir gehen nur nach Gladbach, haben – geplant – 22km vor uns.

Buntsandsteinfelsen der Kaulay hoch über Kordel
Gleich der erste Anstieg von Kordel auf die Kaulay, eine Felsformation aus Buntsandstein, hat es in sich. Auf 2 km ein Anstieg um mehr als 150 Hm. Sehr schön, wie die Bilder zeigen, aber auch seeehr strapaziös. Hier ist absolute Trittsicherheit gefordert, schwere Rucksäcke helfen nicht, das Gleichgewicht zu halten.

Blick von der Kaulay auf Kordel
Hinter der Kaulay ins Kylltal geht es nicht weiter. Ein steiler Abstieg ist völlig zugewuchert. Brombeerranken lassen nicht zu, zu sehen, wohin wir treten. Also über einen Forstweg ausweichen…. der uns zurück nach Kordel bringt. Nach 2 Sunden Kletterei und ca 2,8 km Strecke sind wir wieder am Ausgangspunkt.
Wir entscheiden, auf dem Kyllradweg weiter zur Deimelinger Mühle zu gehen, um dort wieder auf den Eifelsteig zu treffen. An der Mühle sehen wir die eingestürzte Brücke über die Kyll. Also zurück nach Kordel, die Brücke in Kordel steht, das sahen wir schon. Um 14 Uhr in Kordel haben wir 10 km hinter uns gebracht und sind dem Ziel Gladbach keinen Meter näher gekommen.

Buntsandsteinwand an der Kyll

Von der Flut zerstörte Brücke an der Deimlingenmühle
Wir werden die Strecke nicht mehr schaffen. In Kordel besorgt Moni uns einen „Lift“ nach Zemmer, von da sind es über Greverath noch rund 12 km bis Gladbach.

Steinesseberchen

Auf dem Weg nach Greverath

Bei Greverath

In Gladbach, unserem Zielort für heute
Zwölfter Tag: Abschied von unsrer absoluten Lieblingsunterkunft.
Im August 2018 auf dem Eifelsteig kamen wir zum ersten mal in den Genuss dieser wunderbaren Ferienwohnung in Gladbach.
Ebenerdig gelegen (ein erfreuliches Zuckerl für müde Wanderbeine), geräumig und mit allem und mehr Komfort ausgestattet – als z. B. bei mir zu Hause – hatten wir von Anfang an das gute Gefühl, eher bei Freunden als bei Fremden zu logieren. Das lag natürlich an den herzlichen und unkomplizierten Gastgebern Anita und Toni, mit denen wir uns auf Anhieb so gut verstanden.
Gern wären wir länger geblieben, aber die nächste Etappe nach Kordel rief.
Im August 2019 dann auf unsrer (privaten) Säubrennerroute (44km) kam uns Anita mit dem Auto in Bruch abholen und ersparte uns grässliche, zusätzliche Regenkilometer. Da ließen wir doch gern ein paar Tage Füße und Seele baumeln und wurden obendrein von den Beiden – nicht nur – im kuschligen Wintergarten verwöhnt.
Dieses mal waren wir, angesichts der Katastrophe, besonders froh wieder unser ruhiges Refugium zu beziehen. Toni fand uns auch gleich ca. 5 min nach Ankunft ziemlich erschöpft (Rucksack ablegen, Schuhe aus) auf der geliebten Bank vorm Haus sitzend, und nochmal 3 min später stießen wir vier mit eiskalten Stubbis an.
Was für ein Empfang!
Zum letzten mal für uns.
Anita und Toni wollen etwas „ruhiger treten“ und haben das Haus – mitsamt der Ferienwohnung – verkauft. Wir zwei Rentner können sie gut verstehen und wünschen ihnen, allerdings ein klein bißchen wehmütig, einen gelingenden Neustart, nicht zuviel, aber auch nicht zuwenig zu tun zu haben und natürlich Gesundheit, Gesundheit, Gesundheit.
Dreizehnter Tag: Die Vernunft siegt 🤔🙄😢😁
Wir werden verwöhnt. Anita und Toni fahren mit uns zum Einkaufen in Salmrohr und dann bei den zunehmenden Wassern von oben in unsre letzte Unterkunft auf dieser Reise in Altrich.
Unser Dank wird Euch ewig gewiss sein. (Und nicht nur dafür.)
Machen erstmal Päuschen mit Herberts unvergleichlichem Tee.
Es regnet. Wie gut im Trockenen zu sein. Ich kann kein‘ Regen mehr sehn. Später, bei ner Stunde vorsichtiger Sonne gehen wir noch durchs Dorf zur Kirche. Kerzchen anzünden.
Dorf ist sehr schön. Ich möchte hier nicht tot am Zaun hängen.
Aber die freilaufenden Hühner hinterm Haus – vor unsrer Nase – sind allerliebst in ihrer behäbigen Gluckigkeit. Schöne, ruhige Abendstimmung mit Nieselregen.

St. Andreas in Altrich

Das Innere von St. Anderas in Altrich

Freilaufende Hühner in Altrich. Eine Seltenheit auf unserer Tour – und auch das letzte Foto
Und der Clou ist, dass Hans uns morgen hier abholt und bis vor die Haustür bringt. Morgen oder übermorgen gibts noch ein Resumee von uns beiden und dann ist es gut.
Bis denne.
Die zwei Wandervögel.
Nach der Rückkehr ….
Monis Resümee
Hab mir gerade nochmal alle Tage unsrer Wanderung angesehen und mir so die schönen Seiten dieser Tour ins Gedächtnis gerufen.
Was bleibt sind die Etappen mit unvergleichlich schöner Landschaft (Naturpark Südeifel), die uns immer wieder umgebende Stille der Wälder und Felder (eine Wohltat für Neuköllnerinnen), der Duft von frisch gemähtem Gras, die Freude über neu entdeckte Tierchen (Kaisermantel), unsere Päuschen nach anstrengender Kletterei, unser Teamgeist, der uns immer wieder neue Erfahrungen bescherte und last, but… die freundlichen Eingeborenen, die uns aus manch blöder Situation unbürokratisch heraus halfen.

Stichwort „Nachbarschaftshilfe in Rhlpf“ – und da bin ich auch schon bei den Erinnerungen, auf die wir alle gern verzichtet hätten: Wer einmal durch verwüstetes Land gegangen ist, weiß, was ich meine. Der Anblick einer weinenden Frau am Straßenrand, neben den Trümmern ihrer Habe ist schwerer zu ertragen als weggerissene Brücken und überflutete Felder. Entsprechend schwierig eine angemessene Haltung dazu zu finden.
Das persönliche Glück steht angesichts des unmittelbar umgebenden Unglücks Anderer doch immer in einem schiefen Verhältnis.
Es fiel uns nicht so leicht in Altrich einen vorgezogenen Schlusspunkt zu setzen, aber weiter durch neu einsetzenden Starkregen und Gewitter zu laufen und dabei auch unsre physische Gesundheit aufs Spiel zu setzen war einfach keine Option mehr.
Diese Wanderung hat uns Grenzen aufgezeigt, kein Grund zum Jammern – wir hatten sehr, sehr viel Glück – und als Paar gehen wir gestärkt (durch dick und dünn) daraus hervor.
Herberts Fazit
Meine Erwartungen und die Vorfreude auf die Tour durch die Südeifel waren hoch. Zum Einen ist da die Erinnerung an unsere Deutschlandtour, auf der wir viel erlebten und wunderbare Landschaften, interessante Menschen und einige tolle Projekte kennenlernten. Auch hatten wir da herrlichstes Wanderwetter, welches mein Naturerlebnis auf dieser Tour strahlend und intensiv in meine Erinnerung brannte. Zum Anderen kannte ich die Südeifel kaum und hatte die Routen so geplant, dass wir alle Flüsse und Flüsschen – wie die Kleine Kyll, die Kyll, die Prüm, die Salm, die Sauer – erwandern konnten und große Teile der Strecke durch Flußtäler führten.
Aber es kam anders. Die Wetterprognosen waren schlecht, die ersten Tage wanderten wir duch Starkregen, der uns trotz Regenkleidung bis auf die Haut durchnässte und da wir keine Unterstände fanden, manche Etappen vorzeitig beenden mussten. Das Smartphone mit der Viewranger-App war kaum bedienbar, so dass auch die Routenverfolgung oft sehr schwierig war.
Dann kam die Flutkatastrophe, deren noch verhältnismäßig harmlose Ausprägung wir in Kyllburg erlebten, wo wir eine Zwangspause einlegen mussten, da es kein Fortkommen gab. Infolge der Flut wurden mehrere Unterkünfte abgesagt, das hieß, ich musste die Routen umplanen. Es war alles in allem schwierig und wir überlegten, ob wir die Tour trotz der Bilder, die wir aus anderen Regionen wie der Ahr sahen, weitergehen sollen. Wir entschieden uns dafür.
Letztendlich haben wir diese Schwierigkeiten gemeistert. Der Zeitplan wurde angepasst, die Routen verlegt, wurden die Strecken zu lang, fanden wir immer freundliche Helfer, die uns für ein paar Kilometer einen ‚Lift‘ gaben. Diese schönen Momente – ein Kindergarten-Busfahrer nahm uns tropfnass in Seinsfeld auf und fuhr uns, nachdem er die letzten Kinder abgesetzt hatte nach Kyllburg – werden mir immer in Erinnerung bleiben.
Und die schönen Wanderstrecken, die wir ohne Umlegung nie gesehen hätten, entschädigten uns dafür, dass z. B. die Teufelsschlucht gesperrt war. Das Wetter wurde besser, zwischen Bitburg und Ralingen entdeckten wir eine Heidelandschaft, hatten wunderschöne Blicke in die Eifellandschaft, wanderten durch Dörfer, in denen nichts vom Hochwasser zu sehen war. Wir machten Pausen, wenn wegen der Absage einer Unterkunft ein Tag zu überbrücken war. Änderten Zielorte, wenn es nötig war. nach drei, vier Etappen stellte sich eine Quasi-Normalität ein – trotz aller Hiobsbotschaften über die Tragödien die sich im Ahrtal ereigneten.
Wenn ich mir jetzt im Nachhinein die Fotos der einzelnen Etappen ansehe, hat es sich für mich gelohnt, die Tour – trotz der Beklemmung angesichts der Flutschäden – fortzusetzen. Die Lage hatte sich wettermäßig beruhigt, die Pegel sanken, so dass wir den einen oder anderen Uferweg gehen und durch das enge und wunderschöne Bachtal des Olkbaches aufsteigen konnten. Die Zwangspausen nutzten wir, die Kleinode in den Dörfen zu finden und anzusehen. Kurzum, wir genossen das, was wir sahen und erlebten uneingeschränkt. Und ich genoss es auch ohne schlechtes Gewissen angesichts der Katastrophe!
Diese Wanderung war anders. Anders als geplant und auch beeinflusst vom Gefühl, dass die Natur den Menschen nicht nur Schönheit, Freude und Enspannung bietet, sondern auch unendliches Leid über die Menschen bringen kann. Letztendlich hat mir diese Wanderung die Natur in der Eifel mit all ihren Facetten – den schönen guten und den tragischen schlechten – näher gebracht. Dafür bin ich dankbar. Und das Gefühl wird das Bleibende unserer Sommerwanderung 2021 sein.
Moni: Ein Nachtrag
Heute wurde ich gefragt, warum wir die Wanderung durch die Katastrophe nicht abgebrochen haben- Touries durchs Elend – oder so.
Ich hab nicht eine Sekunde daran gedacht. [ und ich auch nicht, Herbert]. Wir waren auf dem Weg, haben neue Wege gefunden, (mein ZWF) finden müssen. Also geht man/frau doch etwas vorsichtiger und sowieso respektvoll. Lässt Kohle da – die wird gebraucht.
Anteilnahme: Ist mir zu peinlich die zu betonen – bin doch kein Politiker oder Pfaffe. Aber Solidarität: Wir kommen wieder.